Was ist Verhaltenstherapie?
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Die Tierverhaltenstherapie ist ein neues Gebiet in
der Tiermedizin. Zu ihr gehören die Grundlagenfächer Ethologie
(Verhaltenslehre), Lernbiologie, Physiologie, Neurologie und Pharmakologie. Der
auf Verhaltenstherapie spezialisierte Tierarzt behandelt Tiere mit Verhaltensstörungen
und Verhaltensproblemen. Als Verhaltensprobleme bezeichnet man eigentlich
normale Verhaltensweisen wie Jagen, Bellen oder Angst vor Unbekanntem, die der
Mensch im Zusammenleben mit dem Tier als störend empfindet. Bei einer echten Verhaltensstörung
wie zwanghaftem Schwanzjagen oder massiver generalisierter Angst ist das
erkrankte Tier so beeinträchtigt, dass es kein Normalverhalten mehr zeigen kann.
Die häufigsten Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten
sind ungünstige Haltungsbedingungen und Kommunikationsprobleme zwischen Mensch
und Tier. Auch körperliche Erkrankungen wie chronische Schmerzprobleme und
genetische Ursachen können Veränderungen im Verhalten auslösen.
Verhaltensprobleme belasten die Beziehung von Tier
und Besitzer schwer. Sie verhindern ein entspanntes Zusammenleben, schränken
den Alltag oft stark ein und lösen soziale Spannungen mit Mitmenschen aus.
Störendes oder krankhaftes Verhalten ist ein erheblicher Stressfaktor für
Mensch, Tier und die gesamte Umwelt.
Eine Verhaltenstherapie beginnt mit einem
Vorstellungsgespräch, in dem der Tierbesitzer dem Tierarzt ausführlich die
Entstehung des Problems schildert. Der Tierarzt befragt den Besitzer genau zu
den Lebensumständen des Tieres, der Herkunft und Aufzucht und ermittelt
mögliche organische Ursachen. In typischen Alltags- und den speziellen
Problemsituationen beobachtet der Tierarzt das Verhalten des Patienten. Mit
diesen Informationen stellt der Tierarzt die Diagnose.
Eine genaue Diagnose ist die Grundlage für einen
abgestuften Therapieplan, der in enger Zusammenarbeit mit dem Besitzer
schrittweise umgesetzt wird. Im Unterschied zum reinen Gehorsamkeitstraining
etwa über „Sitz“ und „Platz“ werden in der Verhaltenstherapie die Gefühle und
Reaktionen des Tieres durch spezielle verhaltenstherapeutische Techniken
verändert.
Häufig ist es sinnvoll, die notwendigen Lernschritte
in Einzeltrainingsstunden mit dem Besitzer und seinem Tier zu üben. In den
meisten Fällen lässt sich eine etwa 80prozentige Verbesserung des
Problemverhaltens erreichen. Der Besitzer lernt im Verlauf der Therapie, sein
Tier besser zu verstehen, Problemsituationen geschickt zu lösen und anstelle
des störenden Verhaltens mit dem Tier ein entspanntes Alternativverhalten zu
trainieren.
Eine Verhaltenstherapie dauert mehrere Monate. Einige
Maßnahmen müssen unter Umständen jahre- oder lebenslang beibehalten werden. In
der Anfangszeit betreut der Tierarzt den Besitzer und sein Tier solange
intensiv, bis der Besitzer die Verhaltenstherapietechniken allein umsetzen
kann. Der Behandlungserfolg hängt entscheidend davon ab, wie gut der Besitzer
diese Maßnahmen in seinen Alltag einfügt.